Als die Concorde 1969 ihren ersten Flug und 1976 den ersten kommerziellen Flug startete, zeigte das Überschallflugzeug, dass alles möglich ist. Auch wenn der finanzielle Erfolg der Concorde umstritten sein kann, ist nicht zu leugnen, dass das Flugzeug bis heute eine Ikone ist. Seine glatten Linien, die ikonische Droop-Snoot-Nase und das prächtige Gebrüll der Olympus 593-Triebwerke haben den Flugverkehr bis 2003 neu definiert, als die von Großbritannien und Frankreich gemeinsam gebauten Jets endgültig stillgelegt wurden.
Aus der Klosterschule zum Flugplatz
Für einige jedoch definierte das Flugzeug nicht nur den Flugverkehr, sondern auch ihre Karrieren neu. Ein prominentes Beispiel ist Barbara Harmer. 1953 als jüngste von vier Schwestern im Badeort Loughton im Bezirk West Sussex in England geboren, besuchte sie eine Klosterschule, welche sie im Alter von 15 Jahren verliess und eine Coiffeuse-Lehre begann. Einige Jahrzehnte später war sie die erste Frau, die die Concorde pilotierte, nachdem sie am 25. März 1993 ihr Type-Rating für den Überschalljet erhalten hatte.
Als junge Frau ins Concorde-Cockpit
Harmers Weg zur ersten weiblichen Pilotin des Überschallflugzeugs war nicht einfach. Nachdem sie die Schule in einem frühen Alter verlassen hatte, waren ihre Möglichkeiten ziemlich begrenzt. Harmer langweilte sich jedoch mit der Arbeit als Coiffeuse, ein Job, den sie fünf Jahre lang am Flughafen London-Gatwick ausübte. Dann bildete sie sich zur Fluglotsin aus und bestand das Abitur in Geographie, englischem Recht, Verfassungsrecht und Politik.
Als Controllerin arbeitete sie am London Gatwick Airport (LGW), wo ihre Karriere in der Luftfahrt begann. Barbara war ambitioniert. Sie begann Flugunterricht zu nehmen und erlangte ihre Private Pilot License (PPL). Schließlich fand sie eine Anstellung als Fluglehrerin an der Goodwood Flight School. Barbaras Ambitionen machten damit nicht halt. Nachdem sie ein Bankdarlehen in der Höhe von 10.000 Pfund aufgenommen hatte, konnte sie ihre Weiterbildung bis zur Commercial Pilot License (CPL) im Mai 1982 abschliessen.
Erste kommerzielle Pilotstellen
Während sie über 100 Bewerbungen brauchte, um endlich einen Job bei Genair zu bekommen, einer kleinen regionalen Fluggesellschaft, die 1984 pleite ging, war es erst der Beginn ihrer Karriere als Pilotin. Im selben Jahr landete Barbara bei British-Caledonian. Sie flog den BAC One-Eleven, einen in Großbritannien hergestellten Kurzstreckenjet. Harmer pilotierte die One-Eleven, bevor sie später auf die dreistrahlige McDonnell Douglas DC-10 wechselte, mit welcher sie die Langstrecken für British Caledonian aus Gatwick flog.
Vier Jahre nach ihrem Eintritt bei British Caledonian übernahm British Airways diese Fluggesellschaft. Zu diesem Zeitpunkt flogen die Concorde bereits seit 12 Jahren. Von rund 3.000 British Airways-Piloten hatten nur wenige das Privileg, das atemberaubende Flugzeug zu steuern. Dannzumal standen nur gerade mal 60 Pilotinnen im Dienst von BA. Da waren die Chancen für eine Frau, im Flight Deck eines Überschallflugzeuges zu sitzen, extrem klein.
Im Flight Deck auf Überschall
Barbara Harmer gewann diese Chancen. British Airways hatte sie ausgewählt. Sie musste sich einer strengen sechsmonatigen Ausbildung unterziehen, bevor sie am 25. März 1993 ihr Typenzertifikat erhielt. Im selben Jahr war sie First Officer auf einem Flug vom London Heathrow Airport (LHR) nach John F. Kennedy International (JFK) in New York und gründete den exklusiven Club der Frauen, die hinter Concordes Flight Controls standen. Nur zwei Frauen haben dies jemals erreicht, die andere ist Béatrice Vialle, Pilotin bei Air France. Die beiden Pilotinnen absolvierten rund 35 Flüge zwischen Paris, London und New York, bevor der Dienst der Concorde 2003 eingestellt wurde. Harmer flog danach noch bis zum Ende ihrer Berufspilotentätigkeit bis 2009 auf dem Typ Boeing 777 im Liniendienst bei British Ariways. Leider verstarb Barbara Harmer 2011 nach einem Kampf mit Krebs.

Quelle: AIN / Wikipedia